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12 LE TZTE SEITE MOSKAUER DEUTSCHE ZEITUNG
Nr. 3 (610) FEBRUAR 2024
Natalia Buruchina/NN.RU Pferdeschlitten für Notärzte Traditionelle Stoffe, ewige Werte
SCHARFGESTELL T
Tula. In Fernsehserien über die Arbeit von Notärzten gibt es immer
viele dramatische Momente. Ein Fall in der Region Tula verdient
durchaus einen Platz im Drehbuch einer solchen Serie. Die Straße
zum Dorf Malaja Karatejewka war durch Schnee blockiert, sodass ein
Krankenwagen nicht dorthin gelangen konnte. Dies hielt die Ärzte cultura24
jedoch nicht auf, sie stiegen in einen Pferdeschlitten um. Der Sohn des
85-jährigen Patienten brachte die Notärzte rechtzeitig zum Ziel. Dieser
Vorfall ist allerdings nicht so spektakulär, wie der vor zwei Jahren in
der Region Twer. Dort gelangte der Arzt in einer Baggerschaufel über
eine verschneite Straße zum Patienten. Der Patient wurde auf dem
gleichen Weg ins Krankenhaus transportiert.
Enttäuschung
Nischni Nowgorod. Anfang Januar
berichteten russische Medien über
eine Großfamilie aus Kanada, die
sich entschied, mit acht Kindern
nach Nischni Nowgorod zu ziehen,
um hier einen Bauernhof zu grün- HINTERLAND
den. Die ersten Eindrücke der Fami-
lie Feinstra waren die positivsten. Es ist schwierig, das Publikum bei Modenschauen mit irgendetwas zu
Dann entstand plötzlich ein Prob- überraschen. Aber Krasnojarsker Designer wollen es wissen! Sie setzen
lem: Das Bankkonto der Familie in auf traditionelle Materialien. Anfang Februar präsentierten sie eine
Russland wurde gesperrt. Die Bank Kollektion von Birkenrinden-Outfits. Die Erschaffer der Kostüme lie-
ging davon aus, dass das Geld auf ßen sich von Viktor Astafjews Romanen inspirieren. Sie präsentierten
dem Konto aus dubiosen Quellen ihre Kollektion zum Jubiläum ihres berühmten Landsmannes. Astafjew
stammte. Arend Feinstra glaubt, wurde 1924 im Krasnojarsker Dorf Owsjanka geboren. Seine älteren
dass die Herkunft des Geldes durch Ungeheuerliche Gefühllosigkeit Schwestern starben im Säuglingsalter und sein Vater wurde wenige
den Verkauf ihrer Wohnung in Jahre nach der Geburt seines Sohnes politisch verfolgt und inhaftiert.
Kanada leicht zu erklären sei. Das Petrosawodsk. Ljudmila Akulowa ist eine Rentnerin aus der Republik Seine Mutter starb, während sie ihren Mann besuchte. Viktor war
einzige Hindernis sei die Sprachbar- Karelien. Während des Zweiten Weltkriegs waren sie und ihre Mut- damals sieben Jahre alt. 1942 ging Viktor Astafjew als Freiwilliger an
riere. Schwieriger wird es bei Spen- ter in Lagern in Polen und Deutschland inhaftiert. Letztes Jahr verlor die Front. Das Thema Krieg nimmt im Werk des Autors einen beson-
den, die über die Boosty-Plattform sie ihren ehemaligen Häftlings-Ausweis. Ihn wiederzubeschaffen war deren Platz ein und die auf dem Laufsteg präsentierten Kostüme wur-
eingehen. Die Begeisterung seiner eine Herausforderung: Die Rentnerin wurde gebeten, „nach Zeugen für den, wie ihre Schöpfer sagen, zu einer Art Verständigung zu diesem
Frau hat inzwischen stark nachge- ihren Aufenthalt in Deutschland zu suchen“. Neulich musste sich der Thema. Die in der Bekleidungskollektion präsentierten Bilder „Liebe“,
lassen: „Ich bin im Moment sehr Chef der Republik Karelien, Artur Parfentschikow, persönlich dafür „Tod“ und „Barmherzigkeit“ erinnern an „die größte Tragödie der Men-
enttäuscht von diesem Land. Ich entschuldigen. In seinem Brief nannte er das Verhalten seiner Kollegen schen und jene ewigen Werte, die es einem ermöglichen, auch in den
bin bereit, in ein Flugzeug zu steigen eine „ungeheuerliche Gefühllosigkeit“. Das Dokument muss jetzt neu unmenschlichsten Zeiten menschlich zu bleiben“. ib
und von hier wegzufliegen.“ erstellt und der Rentnerin nach Hause geliefert werden.
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