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06                                      MEINUNG  &   MEDIEN                                                                     MOSKAUER DEUTSCHE ZEITUNG
                                                                                                                                            Nr. 12 (643) AUGUST 2025






                      „Die Schlacht der Hellseher“:                                                                                  


                           Verbreiter der Dunkelheit                                                                                     Die meisten
                                                                                                                                         Russen sind
                                                                                                                                      für den Frieden
              Das Verbot des Satanismus in Russland wird wohl kaum diejenigen
                                                                                                                                    Soziologen von „Russian Field“
                         betreffen, die mit dem Infernalischen Geld verdienen                                                       haben erneut eine Umfrage
                                                                                                                                    unter Russen zu ihrer Einstel-
        Jede gerichtliche Entscheidung   unwahrscheinlich, dass ein neues  gezogen werden, die mit dem Ziel  demokratischer Werte“. Die Ver-  lung gegenüber der Militäro-
        in Russland wirft sofort die   Verbot etwas ändern wird, obwohl  hergestellt wurden, in die satanis-  anstaltung fand nicht statt.   peration und der Möglichkeit
        Frage auf, wie sie in die Praxis   „Die Schlacht“ durchaus Anspruch  tische Ideologie einzuführen.“ Der                     eines Friedensabkommens mit
        umgesetzt werden soll. Wird   auf den Titel der satanistischsten  Experte ist jedoch überzeugt, dass                        der Ukraine durchgeführt. Dies
        das Verbot der „Internationalen   Sendung im russischen Fernsehen  es kein Verbot von Werken von   Nicht so harmlos         ist nicht das erste Mal, dass sie
        Satanisten-Bewegung”* beispiels-  erheben kann.              Dostojewski, Gogol, Bulgakow,  Der Abgeordnete aus Brjansk,    dies tun. Die letzte Telefon-
        weise Auswirkungen auf eine der                              Goethe oder Dante geben wird.  Michail Iwanow, hat bereits vor-  umfrage zeichnet sich jedoch
        beliebtesten Fernsehsendungen                                                              geschlagen, „Die Schlacht der    durch eine geringere Anzahl von
        haben, „Die Schlacht der Hellse-   Äußerer Einfluss                                        Hellseher“ zu verbieten. Solche   Befragten aus, die sich geweigert
        her”? Und: Wie kann diese Show         als Faktor                  Falsche Bücher          Shows seien für die Russen gefähr-  haben, daran teilzunehmen.
        überhaupt in einem Land existie-  Die Befürworter des Verbots  In diesem Punkt könnte der Exper-  lich, es handele sich dabei um eine   Diese machten 70 Prozent aus.
        ren, das für traditionelle Werte   behaupten, dass es gegen satanis-  te jedoch falsch liegen. Ob ein Werk  moderne Form des Satanismus im   Zuvor lag dieser Anteil bei fast
        kämpft?                       tische Sekten gerichtet sei. Dabei  „in die Ideologie einführt“ oder  Unterhaltungsformat.    80 Prozent.
                                      wird oft betont, dass sich der Haupt-  nicht, entscheiden in der Regel   Aber die Show wird definitiv wei-  Von denjenigen, die sich
                                      sitz solcher Vereinigungen oder  Beamte auf Antrag von Denunzi-  terlaufen. Sie hat keine Ideologie   bereit erklärten, die Frage zu
                       Von  Igor Beresin
                                      Gemeinschaften im Ausland befin-  anten. So wurden beispielsweise  und kein Ziel, außer Geld für die   beantworten, ob Russland sich
        Es ist kein Zufall, dass die Fern-  det. Wie der Gerichtssachverstän-  Veröffentlichungen aus Buchhand-  Teilnehmer zu generieren und das   derzeit auf dem richtigen Weg
        sehsendung „Die Schlacht der  dige und Religionswissenschaftler  lungen entfernt, die für die in Russ-  Publikum in einen Zustand völliger   befindet, antworteten 33 Pro-
        Hellseher“ Anlass zur Sorge ange-  Igor Iwanischko im Gespräch mit  land verbotene LGBT*-Bewegung  Erstarrung zu versetzen. Die Welt   zent ohne zu zögern mit Ja. Wei-
        sichts des neuen Verbots gibt. Um  RBK erklärte, seien die russischen  „warben“. Und warum auch Goethe  wird von mächtigen unsichtbaren   tere 34 Prozent wählten die Ant-
        es mit den Worten der russischen  Anhänger solcher Sekten „ziemlich  nicht verbieten, wenn schon Tho-  Kräften regiert, nur Auserwähl-  wort „eher richtig“. Zehn Pro-
        Gesetzgeber zu sagen: Die „Popu-  radikalisiert und stehen unter star-  mas Mann Opfer einer Denunzi-  te können verstehen, was vor sich   zent zweifeln an der Richtigkeit
        larisierung der Satanisten-Bewe-  kem äußeren Einfluss“.     ation geworden ist? Als anlässlich  geht, der Mensch ist unbedeutend.   des Kurses, während 14 Prozent
        gung*“ lässt sich eher in Michail   Seinen Worten zufolge fallen  eines Jahrestages des Schriftstel-  Einem solchen Publikum fällt es   der Befragten davon überzeugt
        Bulgakows unsterblichem Roman  Kunstwerke, Theateraufführungen  lers in Moskau ein Online-Quiz  nicht schwer, jede beliebige Ver-  sind, dass er falsch ist.
        „Der Meister und Margarita“  und Kinofilme nicht unter die Ent-  geplant war, sah ein Einwohner  schwörungstheorie zu schlucken.   Auf die Frage nach dem Erfolg
        erkennen. Er kann mit der Popula-  scheidung des Obersten Gerichts.  von Wolgograd darin Propagan-  Aber damit beschäftigen sich ande-  oder Misserfolg der Militärope-
        rität nicht mithalten, die die Show  „Man muss verstehen, dass nur sol-  da einer in Russland verbotenen  re Sendungen.     ration für die russische Armee
        über Hellseher beim russischen  che Produkte (Video, Audio, Print,  Bewegung und „die Bildung eines                         war man sich eher uneins:
        Publikum genießt. Diese hat 24  elektronische Publikationen –  positiven Bildes der Bundesrepub-  * in Russland als extremistisch   erfolgreich oder eher erfolg-
        Staffeln überstanden. Und es ist  Anm. d. Red.) aus dem Verkehr  lik Deutschland als Träger wahrer  eingestuft und verboten  reich – 67 Prozent, erfolglos
                                                                                                                                    oder eher erfolglos – 23 Pro-
                                                                                                                               NTV  zent. Die gleichen Zahlen erge-
                                                                                                                                    ben sich bei der Frage nach der
                                                                                                                                    Möglichkeit der Beendigung der
                                                                                                                                    Kriegshandlungen im Jahr 2025:
                                                                                                                                    65 Prozent glauben nicht daran,
                                                                                                                                    während 24 Prozent eine solche
                                                                                                                                    Entwicklung eher für möglich
                                                                                                                                    halten.
                                                                                                                                      Etwas anders verteilten sich
                                                                                                                                    die Stimmen bei der Frage nach
                                                                                                                                    der Notwendigkeit der Fort-
                                                                                                                                    setzung der Kriegshandlungen
                                                                                                                                    oder des Übergangs zu Frie-
                                                                                                                                    densverhandlungen. 39 Prozent
                                                                                                                                    wollen weitermachen, 50 Pro-
                                                                                                                                    zent sind für Verhandlungen.
                                                                                                                                    Ändert man jedoch die Bedin-
                                                                                                                                    gungen ein wenig, ändern sich
                                                                                                                                    auch die Antworten. „Wenn
                                                                                                                                    Wladimir Putin morgen ein
                                                                                                                                    Friedensabkommen    unter-
                                                                                                                                    zeichnen und die Militäropera-
                                                                                                                                    tion beenden würde, würden Sie
                                                                                                                                    diese Entscheidung unterstüt-
                                                                                                                                    zen?“ 51 Prozent der Befragten
                                                                                                                                    würden diese Entscheidung „auf
                                                                                                                                    jeden Fall unterstützen“, weite-
                                                                                                                                    re 31 Prozent würden sie „eher
                                                                                                                                    unterstützen“.



                                                          IMPRESSUM                                                               Alle auf dieser Seite
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