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12 LE TZTE SEITE MOSKAUER DEUTSCHE ZEITUNG
Nr. 6 (589) MÄRZ 2023
life-konkurs.er Panzer und Friedenstauben SCHARFGESTELL T
Iwanowo. In Russland leben sehr kreative Menschen. Das hat der Wett-
bewerb „Der beste Hof Russlands im Winter“, den die regierende Partei Es mangelt an Leichen
„Einiges Russland“ veranstaltete, wieder einmal gezeigt. Bewohner ver-
schiedener Orte haben ihre Höfe mit viel Fantasie geschmückt, sodass
es nicht leicht war, eines der vielen Projekte auszuwählen. Die Besucher
der Seite des Wettbewerbs haben es doch geschafft: In der Nominierung
„Die beste Hofinfrastruktur“ waren die Bewohner der Siedlung Podwjas- Alexander Awilow/AGN Moskwa
nowskij, Gebiet Iwanowo, die Gewinner. Ihre Schneefiguren haben alle
beeindruckt. Die Kinder haben selber Friedenstauben als Botschaft für alle
Menschen in der Welt gemacht. Nebenan steht jedoch ein Panzer (auf
dem Foto). „Patriotische Erziehung“ muss immer dabei sein.
Reden ist Silber
Archangelsk. Ältere Menschen gehen
oft in Apotheken. Es ist klar, warum.
Und sie lassen sich auch gerne bera-
ten. Die Besitzer der „Apotheke 24“
in Archangelsk wollen anscheinend
davon profitieren: Nun ist die Bera- HINTERLAND
tung kostenpflichtig, falls die Besu-
cher keine Heilmittel kaufen. Eine
Anzeige an der Tür informiert über
die neuen Regeln der Kundenbe- Gut ausgebildete Ärzte sind immer gefragt. Aber wo kommen sie her?
treuung. Eine 5-Minuten-Beratung Zum Beispiel aus der Setschenow-Universität, der prominentesten und
kostet bei „Apotheke 24“ zehn Rubel ältesten medizinischen Hochschule Russlands. Dort wurde Mitte März
(etwa 12 Eurocents) und wenn man die Olympiade „Sicherheitszone“ durchgeführt (s. Foto). Schließlich
mit einem Apotheker zehn Minu- müssen sich alle Ärzte mit der Notfallmedizin auskennen. Und natür-
ten spricht, muss man dafür schon La Dolce Vita lich können Mediziner ohne gute Anatomie-Kenntnisse nicht viel
50 Rubel (etwa 60 Eurocents) aus- anfangen. Damit können in Kürze allerdings Probleme entstehen. Es
geben. Selbst die Mitarbeiter sind Omsk. Das Leben ist gar nicht immer leicht und man möchte es sich mangelt an Leichen. In einem Land, das seit über einem Jahr Kriegs-
von dieser Neuerung nicht begeis- auch mal versüßen. Das war der Fall in der westsibirischen Metropole handlungen ausübt und Verluste erleidet, klingt das zumindest selt-
tert. Die Verwaltung begründet die Omsk. Ein 46-Jähriger ist in ein Kaufhaus gekommen und hat aus der sam. Aber das stimmt. Bis dahin haben russische Hochschulen Leichen
neuen Regeln mit steigenden Miet- Eingangshalle einen Bonbonautomaten geklaut. Seine Beute hat er in für medizinische Zwecke in den USA gekauft, und nun sind die Liefe-
und Nebenkosten. Wenn es auch so ein Treppenhaus eines Hochhauses geschleppt, wo er den bei Wei- rungen wegen Sanktionen gestoppt. Das Problem besteht darin, dass
sein sollte, scheint eine solche Ent- tem nicht kleinen Automaten verstecken wollte. Das hat der Dieb den Körperspenden in Russland sehr selten sind. Außerdem darf man in
scheidung merkwürdig zu sein. Wie Polizisten erzählt, als sie ihn erwischt hatten. Der Mann hatte bereits Russland gesetzlich seinen Körper nur staatlichen medizinischen Ins-
auch ein Sofa in der Apotheke, auf wegen Diebstahls Probleme mit der Justiz gehabt. Was ihn das vorige titutionen nach dem Tod zur Verfügung stellen. Alle nicht staatlichen
dem geschrieben ist: „Hier ist kein Mal gelockt hatte, ist allerdings unbekannt. Es ist auch nicht klar, ob Universitäten müssen fortan irgendwie ohne Leichen auskommen.
Platz für langes Sitzen“. es ihm gelungen ist, die Bonbons aus dem Automaten zu kosten.
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